Westeuropäische
Traditionen sind tief in der Kultur Polens verwurzelt, deshalb kam der Großteil
der begehrten Sammlerstücke aus dem Westen. So stellte das alte Polen nicht nur
einen fruchtbaren Kulturboden dar, sondern war für die westlichen Meister und
damit für die Kunst überhaupt Mäzen und Impulsgeber zugleich.
Die
kulturelle Position Polens gilt es in der Ausstellung zu zeigen. Diese umfaßt
mehr als 180 Objekte aus den bedeutendsten Museen wie in Warschau, Krakau, Danzig,
Posen sowie aus Kirchen, Klöstern, Bibliotheken und privaten Sammlungen, ergänzt
durch Leihgaben aus dem Rijksmuseum in Amsterdam, dem Kremlin Museum in Moskau,
der Biblioteca Ambrosiana in Mailand, der Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig,
der Lviv Picture Gallery in Lemberg und dem Kunsthistorischen Museum in Wien.
Die Ausstellung ist in fünf
Bereiche gegliedert:
I. Kirchliche
Schatzkammer
In Kirchen und Klöstern Polens befinden sich reiche Kunstschätze
vom frühen Mittelalter bis zum Klassizismus des 18. Jahrhunderts: Buchmalerei,
liturgische Geräte und Gewänder, Altaraufsätze, Stein- und Holzskulpturen sowie
Tapisserien. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Kelch aus Tremessen (Trzemeszno);
dazu kommen spätgotische Skulpturen (u. a. von Veit Stoß), das Triptychon aus
Plawno,ein geschnitzter Renaissance-Altaraufsatz, der die Lebensgeschichte und
das Martyrium des heiligen Stanislaus, des Patrons von Polen, zeigt sowie spätbarocke,
ausdrucksstarke Skulpturen aus der Umgebung von Lemberg.
II.
Die Stadt als Kunstsammler und Kulturzentrum
Die Städte Danzig und Krakau
- die als Modellstädte anzusehen sind - werden in ihrer künstlerischen Prachtentfaltung
vorgestellt. In Danzig begegneten einander im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts
deutsch-niederländische (hanseatische) und polnische Elemente, woraus eine äußerst
fruchtbare kulturelle Auseinandersetzung resultierte. Von größter Bedeutung ist
in diesem Zusammenhang die Ausstattung der Marienkirche in Danzig. Ihr Hauptwerk,
Memlings prachtvolles Triptychon mit dem Jüngsten Gericht,das im Jahre 1473 als
Beute von einem Raubzug zufällig Eingang in die Kirche fand, vermittelte den Danziger
Patriziern wichtige künstlerische Impulse und war Anlaß dafür, daß der Altar mit
dem hl. Reinhold direkt bei dem Niederländer Joos van Cleve bestellt wurde. Elemente
der Innendekoration des Artushofes und des Rathauses von Danzig lassen das Rittertum
wieder aufleben.
III. Die
königliche Schatzkammer und die Sammeltätigkeit der polnischen Monarchen
Sitz des königlichen Hofes waren seit dem 14. Jahrhundert die Stadt Krakau und
seit dem Ende des 16. Jahrhunderts die Stadt Warschau. Die Sammelleidenschaft
der Jagiellonen setzte sich unter den Herrschern aus dem Hause Wasa fort und existierte
weiter bis zu Jan III. Sobieski und dem sächsischen Geschlecht der Wettiner. Besonders
reich dekoriert war die Residenz von Sigismund II. August, dem letzten Jagiellonen.
Für ihn wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Brüssel die Tapisserienfolge
der sogenannten Wawel-Arazzi angefertigt. Von besonderer Bedeutung ist die Rekonstruktion
der Kunstkammer von Wladyslaw IV. Wasa, die anhand eines Gemäldes aus dem Jahre
1626 entstand. Zu sehen sind Objekte der königlichen Schatzkammer sowie Teile
des prunkvollen Tafelgeschirrs der polnischen Monarchen. Ergänzend werden prachtvoll
gezeichnete Porträts von Mitgliedern der herrschenden Familien, insbesondere der
Habsburger, gezeigt.
IV. Prunk
und Pracht der Magnaten
Zu den größten Förderern von Kunst und Handwerk zählten
in Polen neben der Kirche und dem Königshof die Großmagnaten. Sie umgaben sich
in ihren Residenzen in der Stadt und auf dem Land mit prachtvollen Kunstwerken,
die ihnen als Bestätigung ihres hohen gesellschaftlichen Status, ihres Reichtums
sowie ihrer Ansprüche auf die Ausübung der politischen Macht dienten. Den Schwerpunkt
bilden in der Ausstellung diesbezüglich Kunstwerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert:
Porträts, Tapisserien, Tafelaufsätze, Gewänder, Gewehre und Wappen. Die Porträtierten
stellten sich entweder in westeuropäischer oder in polnischer Kleidung dar. Unter
den typisch polnischen Bekleidungsstücken ist ein von einem Gürtel zusammengehaltener
altpolnischer Oberrock zu nennen.
V.
Sammeltätigkeit der polnischen Aristokratie zur Zeit des Königs Stanislaw August
Poniatowski
In der Ausstellung kann weiters die Entwicklung verschiedener
Kunstsammlungen nachvollzogen werden. Die bedeutendste unter ihnen war diejenige
des letzten polnischen Königs Stanislaw August Poniatowski, eines prominenten
Förderers der Kultur der Aufklärung. Er besaß Bilder, Zeichnungen, Illustrationen,
Medaillen und Bücher, darunter Gemälde von Bernardo Bellotto, Anton Raphael Mengs
und Angelica Kauffmann sowie Meisterwerke der Genre- und Landschaftsmalerei. Weiters
ist die Ausstellung großen aristokratischen Sammlungen aus dem Zeitraum von ca.
1770 - 1810 gewidmet, etwa der Sammlung der Fürstin Izabela Lubomirska aus Lancut
und derjenigen des Stanislaw Kostka Potocki aus Wilanów. Das historische Museum
der Fürstin Izabela Czartoryska in Pulawy repräsentiert den Anfang des modernen
Museumswesens in Polen.