Adam Zieliñski: Laudatio für Krzysztof Brzeziñski
Ich darf heute einen Künstler loben, dessen Vielfältigkeit, Talente und
Arbeitsfleiß nach einer begeisterten Laudatio verlangen. Die Rede ist von
einem Menschen, der die Musik über alles liebt und der nie den Humor
verliert, weil er zu Recht meint, dass man mit Optimismus viel mehr erreicht als mit tierischem Ernst. Zu dieser Ansicht gelangten nach und nach alle Mitarbeiter unseres sehr geschätzten Magister Krzysztof Brzezinski. Wenn man Humor hat wie er, dann kann das schon zu erzählenswerten Situationen führen. Eines Tages hat zum Beispiel Hubert Opelka, Posaunist der Gendarmeriemusik in Groß-Siegharts und langjähriger Schüler wie auch Freund unseres heutigen Helden, diesen gefragt: "Weißt du, was eine Jungfrau von Wien unterscheidet?" Brzezinski wusste es nicht und der Opelka klärte ihn auf: "Wien bleibt Wien". Oder: Als in Groß-Siegharts der Triumphmarsch von Verdi zum Neujahrskonzert 2003 geprobt wurde, zeigte sich Krzysztof Brzezinski mit den Darbietungen der Bässe ständig unzufrieden. Das ging so weit, dass ein Mitglied des Orchesters, Rudolf Friedrich, zum Schluss parierte: "Ich war immer ein Fan von Verdi, aber jetzt bin ich auf ihn angefressen". Über die Schlagfertigkeit von Krzysztof Brzezinski weiß man viel zu berichten in Groß-Siegharts, und das stets in Verbindung mit der unglaublicher Musikalität dieses Kapellmeisters, von der ein Diktum nach dem Besuch der Ordination von Zahnarztes Dr. Wegscheider Zeugnis ein beredtes gibt. "Das Geräusch beim Zahnbohren ist unakzeptabel - es gibt bei diesen Tönen keine Harmonie!". Krzysztof Brzezinskis Lebenslauf ist eines Europäers würdig: Geboren am 4. Jänner 1962 in polnischen Pulawy, lernte er bereits Anfang der 70er Jahre an der dortigen Musikschule Akkordeon. 1975 ging er nach Lublin, wo er mit dem Posaunenspiel begann. Seine Reifeprüfung bestand er mit Auszeichnung. Nach einem Intermezzo im polnischen Breslau sah er sich aufgrund der politischen Entwicklung in seiner Heimat 1983 veranlasst, nach Österreich auszuwandern, wo er an der Wiener Musikhochschule Posaune (Konzertfach), Musikpädagogik und die Fächer Instrumentalunterricht, Dirigieren und Gesang studierte - alles selbstverständlich mit ausgezeichneten Abschlüssen. Reinhold Weikertschläger hat in seiner Laudatio zur Verleihung des polnischen Kavalierskreuzes an Krzystof Brzezinski am 11. Februar 2000 in der polnischen Botschaft sehr zutreffend gesagt: "Mit Mühen und Beschwerden wird man allein fertig, aber die Freude, die Freude muss man teilen!" Die berufliche Entwicklung Krzysztof Brzezinskis kann man kaum besser charakterisieren. Mit der Musik wollte und will er den Menschen Freude machen. Dabei ist er nie auf materielle Vorteile bedacht. (Übrigens: wissen Sie was der Unterschied zwischen einem Musiker und einer Wertpapier-Anlage ist? Mit einer Wertpapier-Anlage hat man die Chance, im Laufe der Zeit gutes Geld zu machen.) Das Bemerkenswerte an der Lebensgeschichte von Krzysztof Brzezinski ist, dass er ein ideales Beispiel eines Polen im neuen Europa ist. Er ist 1988 nach Groß-Siegharts gekommen und es ist ihm sehr schnell gelungen, das Musikleben in dieser Stadt auf ein hohes Niveau zu bringen. Er hat den Bürgern von Groß-Siegharts dazu verholfen, mit Polen brüderliche Kontakten anzuknüpfen, er har aber auch erreicht, dass das sein Ensemble immer mehr an europäischer Bedeutung gewann - sein Ruhm reicht heute bis Malta! Wie würde der große Josef Roth in seinem "Radetzkymarsch" die Gestalt des polnischen Kapellmeisters Krzysztof Brzezinski positionieren, der, seiner polnischen Urheimat stets treu bleibend, so gefühlsvoll dieösterreichische Musik in sich aufnahm, dass er sogar von der Kameradschaft "Feldmarschall Radetzky" für seine ideale Interpretation österreichischer Kompositionen das Ehrenkreuz zuerkannt bekommen hat? Krzysztof Brzezinski ist ein Europäer, weil er weiß, dass Europa nicht nur am Kanal La Manche, sondern auch am Don und am Dnjepr liegt, denn wie anders könnte man es verstehen, dass er 1999 den weißrussischen Chor "Raniza" aus Minsk nach Groß-Sieghardts gebracht hat? Es wird immer wieder behauptet, die Hauptaufgabe der Musik sei es die Gefühle auszudrücken. Das kann aber nur ein Musiker erbringen, der den Götterfunken in sich trägt, welcher ihn groß werden lässt und zu Vielem befähigt: Krzysztof Brzezinski arbeitete von 1983 bis 1988 mit den Wiener Symphonikern, der Wiener Volksoper, dem "Wiener Blechbläserensemble" und dem Ensemble "Societe de l'art acoustiqe" zusammen, wobei er auf einen beachtlichen Aktionsradios verweisen kann, der bis nach Italien, Deutschland, Frankreich, Polen, in die USA und nach Dänemark reichte. Von 1977 bis jetzt spielte er Solokonzerte in mehreren Ländern und zwischen 1985 und 1989 war er Lehrer bei Seminaren des Niederösterreichischen Blasmusikverbandes. Seit 1988 ist Musikschuldirektor in Groß-Siegharts und musikalischer Leiter der dortigen Städtischen Musikkapelle. In den Jahren 1992 und 1992 wirkte er als Musiklehrer in Krems uns seit 1990 ist er Stellvertretender Regionalleiter für das Waldviertel im Bereich der Musikpädagogik und Musikschulmanagement. Damit nicht genug, übernahm er im Jahre 2000 die Leitung des Kinderensembles und des Blechbläserensembles "Ars Musica". Das alles leistete er getreu seinem Prinzip, die Musik zu den Menschen zu bringen. Er ist ein geborener Optimist, stets fähig die Leute mit seinem Enthusiasmus zu mobilisieren, in jeder Situation sucht er eine ideale Lösung - nur keine Provisorien, keine faule Kompromisse: "Ich will die Menschen mit Musik mobilisieren, ihnen helfen ihr Leben mittels der Klänge der besten Kompositionen leichter zu gestalten. Die Musik ist eine Form Begeisterung und der Schlüssel zur eigenen Seele. Wer der Musik zuhören kann, ist ein guter und kluger Mensch." Es ist angemessen, hier auch seine liebe Gemahlin Marta, geborene Mickiewicz, zu loben, die, selbst Musikerin, für all die Tätigkeiten ihres Mannes nicht nur Verständnis zeigt, sondern ihn dabei auch noch nach Kräften unterstützt. Sie ist Mitbegründerin und war Mitglied des Ensembles "Scholares Minores" und als eine geborene Mickiewicz dem Musischen verpflichtet. (Nennen Sie im Land an der Weichsel den Namen Mickiewicz, werden Sie in den Augen Ihrer Gesprächspartner die funkende Begeisterung registrieren können, denn der Träger dieses Namens, der polnische Goethe, verstand es, den nationalen Stolz seiner Mitbürger zu stärken und sie zugleich für die benachbarten Völker zu interessieren.) Ich habe Krzysztof Brzezinski mehrmals in der Uniform eines Dirigenten der Hoch- und Deutschmeisters gesehen und auch seinen kleinen Sohn Michael, der uns - "Wie der Vater so der Sohn" - ein paar Takte trommeln wird. Seine kleine Schwester Barbara wird versuchen, ihm im Marschschritt zu folgen... Sie sehen, meine Damen und Herren: Die Fortsetzung der musikalischen
Qualitätsarbeit der Eltern ist gesichert. Unser Krzysztof Brzezinski ist Kapellmeister und Dirigent. Was aber ist ein Dirigent? Man weiß, dass der große Arturo Toscanini seine Musiker oft malträtierte. Er beschimpfte sie auf das Ärgste und selbst den großen Leo Slezak beschimpfte er einmal mit: "Rindvieh!", weil sein Pianissimo nicht leise genug ausgefallen war. Anders der Kapellmeister Krzysztof Brzezinski, der beste Freund seiner Mitarbeiter, der die Instrumentalisten, die mit ihm arbeiten, für die gespielte Musik begeistert. Es wird von einem jungen Blechbläser-Adepten berichtet, der nach Groß-Siegharts gekommen war und, ohne zu wissen mit wem er es zu tun hatte, ausgerechnet Maestro Brzezinski fragte: "Wie komme ich am schnellsten zur Musikkapelle Groß-Siegharts?" Darauf unser Held: "Ganz einfach: Üben! Üben! Üben!" Es heißt: "In vino veritas." Paraphrasieren wir diesen Spruch und passen ihn dem heutigen Anlaß an, so müssen wir sagen: "In Musica veritas!" Lieber Krzysztof Brzezinski! Viel Erfolg und ein kräftiges polnisches "Sto lat!" für Ihr musikalisches Leben und für Ihre weitere musikalische Zukunft! Musizieren Sie noch 100 Jahre, um uns alle weiterhin zu beglücken!

 

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